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  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Verschwendung droht
30.09.2025

Teures Fahrradparkhaus – geringer Nutzen

Die Landeshauptstadt Schwerin plant ein Fahrradparkhaus für 3,2 Mio. Euro. Doch Kosten und Nutzen stehen nicht im richtigen Verhältnis.

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Was ist passiert?

Schwerin (MV). Die Landeshauptstadt Schwerin hat ein großes Parkproblem: Diesmal geht es nicht um Autos, sondern um Fahrräder, die am und rund um den Hauptbahnhof abgestellt werden. Rund 200 Fahrradbügel-Stellplätze gibt es, die in Spitzenzeiten, ebenso wie jeder freie Laternenmast, genutzt werden. Deshalb will die Stadt Abhilfe schaffen und ein Fahrradparkhaus für rund 200 weitere Fahrräder bauen. Das soll netto 3,2 Mio. Euro kosten. Der Löwenanteil der Summe kommt aus Fördermitteln der EU sowie der Metropolregion Hamburg, bei der Stadt verbleibt ein Eigenanteil von knapp 240.000 Euro. Neben den Fahrradstellplätzen sollen Schließfächer und eine Fahrradverleihstation dort Einzug halten. Bewirtschaftet werden soll das Parkhaus durch das rechtlich eigenständige städtische Nahverkehrsunternehmen (NVS), andere Anbieter hatten sich auf eine entsprechende Ausschreibung der Stadt nicht gemeldet. Die NVS wird zu diesem Zweck ihr touristisches Fahrradverleihangebot vom bisherigen Standort in das neue Fahrradparkhaus verlegen. Der von der NVS vorgelegte Businessplan zeigt: Ein wirtschaftlicher Betrieb ist allein durch die Vermietung von Fahrradstellplätzen nicht zu erreichen, und auch in Kombination mit dem Fahrradverleih wird das Projekt auf Jahre ein Zuschussgeschäft bleiben. 

Die Pläne für das Parkhaus gehen auf ein Verkehrskonzept aus dem Jahr 1998 zurück. Die Initiative „Radentscheid Schwerin“ begrüßte das Vorhaben im Juli auf Nachfrage des BdSt ausdrücklich. 

Doch das Projekt hat viele Haken: Das geplante Fahrradparkhaus befindet sich in einer Seitenstraße, die zwar lediglich in 100 Meter Luftlinie Entfernung zum Hauptbahnhof liegt, jedoch ist die Zufahrt aus verschiedenen Gründen erschwert. Es handelt sich um eine Einbahnstraße, teils mit groben Pflastersteinen, die für entgegengesetzten Radverkehr eigentlich zu schmal ist. Außerdem fehlt die Einbettung des Fahrradparkhauses in ein Gesamtkonzept für den umliegenden Radverkehr. Gerade die Verkehrsführung rund um den Hauptbahnhof ist für Radfahrerinnen und Radfahrer katastrophal. Es gibt keine Radwege, die Straßen müssen sich mit Bahnschienen geteilt werden. Nicht selten passieren hier Radunfälle.

Auch der Preis für das Fahrradparkhaus hat es in sich. Er steht dem eines Autoparkhauses in nichts nach, letztere sind allerdings deutlich wirtschaftlicher zu betreiben. Hinzu kommt, dass eine wirtschaftliche Auslastung von Fahrradparkhäusern selbst in Universitätsstädten kaum zu erreichen ist. Das zeigen zum Beispiel Zahlen aus Greifswald, die wir angefragt haben. Doch die Wirtschaftlichkeit sei auch gar nicht unbedingt notwendig, argumentiert man dort mit Hinweis auf die öffentliche Aufgabe zur Bereitstellung von Infrastruktur oder, wie im Fall Schwerin, mit Verweis auf die gesetzliche Pflicht zum Klimaschutz. Die Variante, weitere kostengünstigere Fahrradbügel vor und hinter dem Bahnhof oder am geplanten Standort des Parkhauses aufzustellen, wurde nicht geprüft. Doch die Erfahrung zeigt: Wer schnell zum Zug will, wird weiterhin jede verfügbare Abstellmöglichkeit in der unmittelbaren Nähe suchen. Die Zahl der Personen, die ihre teuren Räder lieber verschlossen in einem Parkhaus wissen wollen, ist im Vergleich dazu geringer. Zwar ist die im Parkhaus geplante Verleihstation für Zugreisende interessant, doch Touristen, die in Schwerin vom Auto auf das Leihrad umsteigen wollen, werden weitere Wege in Kauf nehmen müssen. Die Parksituation rund um den Hauptbahnhof ist nämlich auch für Autos schwierig.

Foto: Michaela Skott

Der Bund der Steuerzahler fordert

Das Vorhaben sollte noch einmal gründlich auf bessere und günstigere Alternativen geprüft werden, die die Abstellmöglichkeiten am Hauptbahnhof in Schwerin deutlich verbessern. Auch die Zuwegung zum Hauptbahnhof muss dabei mehr in den Blick genommen werden.

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Autor des Artikels

Michaela Skott

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Bemerkungen :

  • user
    Madleen Kröner 08/10/2025 um 08:33

    Im Juli 2025 erhielt ich einen Anruf von Michaela Skott. Ich wurde nach der Meinung des Radentscheids Schwerin zum geplanten Fahrradparkhaus gefragt. Der Radentscheid begrüßt den Bau ausdrücklich. Aber alles, was ich an Positivem dazu sagte, wurde sofort kritisch infrage gestellt. Irgendwann in dem Gespräch habe ich gesagt: „Was wollen Sie eigentlich? Sie fragen nach meiner Meinung und kritisieren sie umgehend?“ Ich hatte den Eindruck, dass ich nur angerufen wurde, um dem kritischen Tenor der Autorin zu folgen.

    In dem Artikel wird nicht nur klar, dass die Bedürfnisse von Radfahrern nicht ausreichend bekannt sind. Es wird auch die Wirtschaftlichkeit des geplanten Fahrradparkhauses bezweifelt. Dieses Parkhaus ist das Bindeglied zwischen ÖPNV und dem Fahrrad. Eine Studie der TU München kommt zu einem interessanten Ergebnis: Jeder Euro, der in Bus, Bahn und Tram investiert wird, bringt der deutschen Volkswirtschaft das Dreifache zurück. Ein Fahrradparkhaus ist also per se wirtschaftlich!

    Der Nationale Radverkehrsplan 3.0 beschreibt die Vision vom Fahrradland Deutschland 2030: „Im Jahr 2030 ist Radfahren selbstverständlich und vielfältig. Die Menschen nutzen das Fahrrad mit Freude und fühlen sich dabei sicher. Kurzum: Radfahren ist für alle attraktiv. … Eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen Umstieg bzw. Wechsel auf das Fahrrad ist eine gute Radverkehrsinfrastruktur, die die Nutzung des Fahrrades komfortabel und sicher macht.“

    Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts könnte der Radverkehrsanteil auf bis zu 45 Prozent steigen. Attraktive Abstellanlagen fördern den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad, insbesondere in Kombination mit Bus und Bahn. In den Niederlanden fahren etwa die Hälfte aller Reisenden mit dem Fahrrad zum Bahnhof, in Deutschland sind es nur rund 10 Prozent.

    Würden sich die Menschen in Deutschland anders verhalten als in den Niederlanden, wenn es hier vergleichbare Bedingungen für das Radfahren gäbe? Nein, natürlich nicht! Wir hoffen auf weitere abschließbare Parkmöglichkeiten für Fahrräder auch an anderen Bahnhöfen in Schwerin. Und wir wünschen uns vom Steuerzahlerbund eine differenziertere Betrachtung der dringend gebrauchten Verbesserung der Radinfrastruktur in Deutschland.
  • user
    Anke Hoffmann 02/10/2025 um 16:07

    Sehr geehrte Frau Skott,

    meist bin ich froh über die Arbeit, die der Bund der Steuerzahler leistet. Es geht ja auch um mein Geld, das sinnvolle Verwendung finden soll. In diesem Fall jedoch bin ich entsetzt darüber, dass hier ein schlechtes Licht auf ein längst überfälliges Projekt fällt. Ich besuche als interessierte Bürgerin regelmäßig das Fahrradforum (https://www.schwerin.de/mein-schwerin/leben/ordnung-sicherheit-verkehr/verkehr-mobilitaet/mit-dem-rad/fahrradforum/) in Schwerin, und war sehr froh, als endlich die Entscheidung für das Fahrradparkhaus verkündet wurde. Niemals würde ich mein gutes Trekkingrad für mehrere Stunden an einem Fahrradbügel abstellen! Erst recht käme das nicht für mein künftiges E-Bike infrage. Außerdem ist die geplante Kombination mit einem Reparaturservice unter einem Dach sehr attraktiv: Das Fahrrad kann dem Service zugeführt werden, während ich mit der Bahn unterwegs bin. Das bin ich häufig, und sehe immer mit etwas Neid auf die Fahrradparkhäuser an den Bahnhöfen in all diesen fortschrittlichen Städten in den benachbarten Ländern (Niederlande, Belgien, Frankreich, Portugal, ....), aber auch in anderen Bundesländern, dort teilweise sogar in wesentlich kleineren Städten. Insgesamt ist es bestimmt eine Entlastung für jede Stadt, wenn man mit einem solchen Fahrradparkhaus am Bahnhof die Kombinationsmöglichkeit von ÖPNV- und Fahrradnutzung ermöglicht. Ich denke, Sie sollten sich einmal mit den Experten von ADFC, städtischer Radverkehrsplanung und Radentscheid zusammensetzen, dann werden Sie verstehen, dass dieses Prohejt nicht ins Schwarzbuch gehört.
    Mit freundlichen Grüßen
    Anke Hoffmann
  • user
    Roberto Koschmidder 02/10/2025 um 10:56

    Wichtig wäre für mich, die Hintergründe zu beleuchten, warum sich dieses Vorhaben immer wieder verzögert, was zu Kostenerhöhungen führt. Die Wirtschaftlichkeit kann man auch anders betrachten. Die Nahverkehr Schwerin GmbH bewirtschaftet auch viele Parkplätze in Schwerin, was sicher gute Einnahmequellen sind. Wenn man diese Einnahmen und die eventuell zu erwartenden Verluste durch die Mobilitätsstation miteinander verrechnet, sieht die Bilanz wahrscheinlich anders aus. Außerdem kostet die umstrittene Nordumgehung ein Vielfaches. Wer Straßen baut, sorgt für mehr Kraftfahrzeugverkehr. Wer Infrastruktur für den Radverkehr errichtet, sorgt für mehr Radverkehr. Wenn wir nicht jetzt in die nachhaltige Mobilität investieren, zahlen wir oder spätere Generationen deutlich drauf.