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  • Baden-Württemberg
  • Kostenexplosion
30.09.2025

In Stuttgart droht die Oper 21

Jahrelange Verzögerungen lassen die Kosten nach oben schießen

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Was ist passiert?

Stuttgart (BW). Dass das Opernhaus in Stuttgart über einen erheblichen Sanierungsstau verfügt, ist unbestritten. Die technischen Anlagen sind veraltet, Feuchtigkeit dringt in die Räume, die Mitarbeiter arbeiten unter Bedingungen, die man als annähernd unzumutbar bezeichnen muss. Daher soll das historische Operngebäude generalüberholt werden. Dabei sollen aber nicht nur die Technik erneuert und das Gebäude saniert werden, die Planungen sehen auch Eingriffe in die Bausubstanz vor.

Während der Sanierungszeit soll eine Zwischenspielstätte beim Kulturzentrum Wagenhallen genutzt werden. Dazu müssen neue Gebäude für Werkstätten und Verwaltung errichtet werden, die später einer anderen Verwendung zugeführt werden sollen. Außerdem wird noch ein Gebäude für den eigentlichen Opernbetrieb benötigt. Dieses Gebäude soll nach der Nutzungszeit abgebaut und nach Möglichkeit verkauft werden. Insgesamt sollten für das gesamte Sanierungspaket Steuergelder in einem Umfang von rund einer Mrd. Euro verausgabt werden. Ein Bürgerforum aus 57 zufällig ausgewählten Bürgern aus Stuttgart, dem Umland und ganz Baden-Württemberg hat die Sanierungspläne nach fünf durchgeführten Diskussionsrunden Ende des Jahres 2020 grundsätzlich für gut befunden. Die Landesregierung trieb die Planungen anschließend, nicht zuletzt aufgrund der Einschätzung dieser 57 Personen, weiter voran.

Ende 2024 änderte sich die Lage bei der Stuttgarter Oper allerdings grundlegend – denn da gab der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater bekannt, dass sich Planung und Errichtung der Interimsspielstätte und somit das gesamte Projekt Opernsanierung um rund vier Jahre nach hinten verschieben werden. Der erste Vorhang in der sanierten Oper fiele demnach erst 2043. Durch diese Verzögerung wird der Kostenrahmen von einer Mrd. Euro unter anderem aufgrund steigender Baukosten nicht zu halten sein. Recherchen des Südwestrundfunks schon vor der Bekanntgabe der Verzögerung ergaben, dass die Kosten auf bis zu zwei Mrd. Euro ansteigen könnten. Die Kosten müssen hälftig vom Land und der Stadt aufgebracht werden. 

Angesichts dieser neuen Zahlen stellt sich die Frage, ob das geplante Sanierungskonzept weiterhin verfolgt werden kann – zumal bei der Verwendung von Steuergeldern stets auf die Verhältnismäßigkeit zu achten ist. Zudem haben sich die Rahmenbedingungen grundlegend verändert: Die schwache wirtschaftliche Entwicklung führt zu niedrigeren Steuereinnahmen als ursprünglich erwartet, während die Ausgaben weiterhin ungebremst wachsen. In Stuttgart verschärft sich die Situation zusätzlich, da das Regierungspräsidium für die Genehmigung des städtischen Haushalts bereits eine deutliche Begrenzung der Kreditaufnahme gefordert hat. Vor diesem Hintergrund ist zu prüfen, ob eine derart umfassende Sanierung unter den gegebenen Umständen überhaupt realisierbar ist.

Weil solche Entwicklungen eintreten können, hatte die Landesregierung im Jahr 2019 auch eine optimierte Kostensteuerung im staatlichen Hochbau angekündigt. Eine wichtige Änderung gegenüber dem früheren Planungsverfahren war, dass das Land bei großen kostenintensiven Projekten wie der Sanierung der Oper eine zweistufige Planung durchführt. In der Bedarfsentscheidung werden zunächst die Planungskosten etatisiert und bei der späteren Bauentscheidung die Gesamtkosten im Haushalt veranschlagt – allerdings erst, nachdem die Planungen vertieft wurden und die Baukosten somit genauer definiert werden konnten. Der Bund der Steuerzahler appellierte regelmäßig an die Landesregierung und die Fraktionen, dieses zweistufige Entscheidungsverfahren auch bei der Opernsanierung ernst zu nehmen. Der grundsätzliche Sanierungsbedarf wurde mit der Bedarfsentscheidung festgestellt, aber nun muss auch die Verhältnismäßigkeit des Mitteleinsatzes in den Blick genommen werden. In Stuttgart darf es letztlich nicht so ausgehen wie in Köln: Statt der ursprünglich geplanten rund 250 Mio. Euro summierten sich dort die Kosten der Opernsanierung über die Jahre hinweg auf rund 800 Mio. Euro. 

Im Sommer 2025 kam hinsichtlich der immer weiter ausufernden Kosten bei der Stuttgarter Oper dann etwas Bewegung in das Verfahren. Und zumindest die Richtung scheint hierbei zu stimmen. So hat die baden-württembergische Kultusministerin im Juli nach einer Verwaltungsratssitzung der Württembergischen Staatstheater deutliche Umplanungen für das Opern-Interimsgebäude angekündigt. Demnach soll hier kleiner und einfacher gebaut werden, um somit Kosten einsparen zu können. 

Foto: Daniel Bilaniuk

Der Bund der Steuerzahler fordert

Wenn die konkrete Bauplanung für die Sanierung der Stuttgarter Oper tatsächlich ein erheblich höheres Kostenniveau prognostiziert als die ursprünglich veranschlagte eine Mrd. Euro, sollte die Reißleine gezogen und das Projekt neu und kleiner geplant werden. Die Einsparpläne der Kultusministerin beim Bau der Interimsoper sind hierbei ein erster richtiger Schritt.

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Autor des Artikels

Daniel Bilaniuk

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  • user
    Wolfgang 23/10/2025 um 15:16

    Soweit ich weiß, stammt die Finanzplanung für dieses Projekt aus dem Jahr 2019. Wir hatten in den Jahren 2022 und 23 unter der Ampel eine relativ hohe Inflation, die 2019 nicht absehbar war und entsprechend nicht berücksichtigt sein kann. Also sind die ersten 10% Budgetüberschreitung aus der bereits vergangenen Preisentwicklung vorprogrammiert.
    Grundsätzlich verstehe ich das Wort "Interims"-Spielstätte nicht. Man könnte ein derartiges Gebäude ggf. als Kongresszentrum, Philharmonie o.ä. weiter nutzen.
  • user
    Irmtraud Schwenkbeck 01/10/2025 um 13:54

    Es ist eine Schande für das Land Baden Württemberg und für die Stadt Stuttgart wie mit der Planung des Opernhauses seit Jahren umgegangen wird.. Wann begreifen die Politiker und Entscheider endlich, dass nicht jeder seinen Senf dazugeben kann und damit die Planungskosten immer weiter in die Höhe treiben je länger es dauert.
    Ich habe seit 1976 ein Abo für die Oper und ich bedauer alle Mitarbeiter und Künstler , welche in so einem Haus mit einem maroden Innenleben aller Gewerke arbeiten müssen.
    Bei jedem Regierungswechsel - egal welche Farbe - geht das Dilemma wieder von vorne los.
    Stuttgart möchte eine Kulturstadt sein mit was denn bitte - Liederhalle als Konzerthaus ???????
    Es ist einfach jämmerlich.
    Irmtraud Schwenkbeck