
Häuschen für die Ewigkeit?
Bund verkalkuliert sich mit Beton-Dorf
Was ist passiert?
Bund/Rheinland-Pfalz. Und wenn sie nicht zerbröselt sind, dann stehen sie noch heute – diese Abwandlung eines gängigen Schlusssatzes in Märchen beschreibt eine Planungs-Posse des Bundes, die kein Ende nehmen will. Es geht um 80 Betonshelter – kleine Doppelhaushälften –, die der Bund 2018 vom Land Rheinland-Pfalz erworben hatte, weil die Bundespolizei die verwaisten Häuschen bundesweit als Unterstell- und Lagerflächen nutzen wollte. Wir berichteten bereits im Schwarzbuch 2024/25.
Ursprünglich wurden die Shelter 2015 als temporäre Flüchtlingsunterkünfte von der Mainzer Landesregierung angeschafft (damals noch 84 Stück), doch das Projekt machte mehr durch Leerstand von sich reden als durch konkrete Nutzung. Daraufhin übernahm der Bund sämtliche Häuschen, die am Rande des Flugplatzes Zweibrücken aufgestellt sind – samt Mietvertrag und Betriebskosten in Höhe von knapp 18.000 Euro pro Monat.
Das Problem: Die Bundespolizei schafft es nicht, die inzwischen zehn Jahre alten Betonhäuschen abzuholen und auf ihre Standorte zu verteilen. Auf unsere Nachfrage in diesem Sommer bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die im Auftrag der Bundespolizei das Shelter-Dorf verwaltet, heißt es: „Es konnten bisher noch keine Shelter auf die neuen Standorte verteilt werden.“ Dies sei nunmehr für den Herbst 2025 geplant. Allerdings wäre das der x-te Anlauf, um die allmählich vor sich hin bröselnden Häuschen endlich einer sinnvollen Nutzung zuzuführen – denn instandgehalten und gewartet wurden die Häuschen nie. Der jüngste Verteilungsplan der Bundespolizei sah anfangs eine Verlegung Ende 2022/Anfang 2023 vor, dann für das Frühjahr 2025, nunmehr wird für den Herbst 2025 spekuliert.
Die Folge: Der Bund hat in über sieben Jahren zusammen fast 1,6 Mio. Euro für ein brachliegendes Shelter-Dorf gezahlt! Die Weiterverwendungs- und Herrichtungskosten beziffert die Bundesimmobilienanstalt auf voraussichtlich weitere rund 1,15 Mio. Euro. Damit summieren sich derzeit die Gesamtkosten für bisher völlig nutzlose Häuschen auf rund 2,7 Mio. Euro – und liegen damit über dem Neu-Beschaffungswert im Jahr 2015, den das Land Rheinland-Pfalz seinerzeit gezahlt hatte.
Foto: Lutz Fröhlich/Pfälzischer Merkur
Der Bund der Steuerzahler kritisiert
Zuerst konnte das Land Rheinland-Pfalz das Shelter-Dorf nicht sinnvoll nutzen. Seit 2018 kommt auch die Bundespolizei nicht damit zurande, die Häuschen abzutransportieren und wie geplant als zusätzliche Lagerflächen in ihren Liegenschaften zu nutzen. Für diese Fehlplanungen müssen die Steuerzahler mit Kosten in Millionenhöhe geradestehen. Und ob die Shelter nach zehn Jahren überhaupt noch brauchbar sind, muss sich auch erst noch erweisen.
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