
Denkmalschutzdesaster in Hildesheim
Zufallsfund führt zu erheblichen Mehrkosten
Was ist passiert?
Hildesheim (NI). Im Mai 2022 sperrte die Stadt Hildesheim die Dammstraße, nachdem bei Kanalbauarbeiten unter der Straße ein Gewölbe samt Hohlraum entdeckt worden war. Wie sich bei anschließenden Untersuchungen herausstellte, handelte es sich bei dem Überraschungsfund um ein historisches, ca. 850 Jahre altes Bogenbrückenbauwerk aus dem Mittelalter. Der Fund wurde vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalschutz im Dezember 2022 als „Bodendenkmal“ eingestuft. Für die Stadt bedeutete dies, dass sie bei dem weiteren Umgang mit dem historischen Fund an die äußerst strengen Vorgaben des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes gebunden war. Zur Klärung denkmalschutzrechtlicher und verkehrsbezogener Fragen ließ die Stadt mehrere Symposien ausrichten, bei denen drei Handlungsoptionen diskutiert wurden. Erstens: Entnahme des Bauwerks und anschließender Wiederaufbau an einem anderen Standort. Zweitens: Die teilweise Offenlegung des Brückenbauwerks am Fundort. Und drittens: eine ausschließlich denkmalgerechte Sicherung und Versiegelung des Bauwerks.
Die Entnahme des Fundes schied aus, da es denkmalschutzrechtlich geboten ist, ein „Bodendenkmal“ an Ort und Stelle zu erhalten. Die Offenlegung des Bauwerks am Fundort war mit der verkehrlichen Bedeutung der Dammstraße als zentraler Verkehrsachse nicht vereinbar und schied damit ebenso aus – zumal es auch immense Kosten verursacht hätte, den Zugang zu dem sich weit unterhalb des Straßenniveaus befindenden Denkmals dauerhaft herzustellen. Damit blieb letztlich nur die dritte Option übrig, die der Stadtrat im Juni 2023 beschloss. Sie sieht vor, das historische Brückenbauwerk im Boden zu versiegeln und mit einer tonnenschweren Lastenverteilungsplatte aus Stahlbeton vor den Belastungen durch den Verkehr der darüberliegenden Dammstraße zu schützen.
Vorsichtig optimistisch ging die Stadtverwaltung davon aus, dass die Dammstraße Ende 2023 für den Verkehr freigegeben werden kann. Doch weit gefehlt!
Bei den vorbereitenden Arbeiten für den Einbau der Lastenverteilungsplatte entdeckten die Bauarbeiter ständig neue Fundstücke, von denen jedes einzelne aufwendig archäologisch untersucht werden musste. Das heißt: Immer, wenn ein neuer Fund gemacht wurde, ruhten die Bauarbeiten. Als sich dann auch noch herauskristallisierte, dass die Ausmaße der historischen Brücke größer waren als zunächst angenommen, mussten Größe und Statik der Lastenverteilungsplatte neu berechnet werden – was zu weiteren Verzögerungen führte. Schließlich wurden die Arbeiten an der Dammstraße erst im Juni 2025 abgeschlossen.
Die Versiegelung der historischen Brücke unter der Straße verursachte erhebliche Kosten: Insgesamt rund 6,1 Mio. Euro musste die Stadt für die Arbeiten aufbringen. Davon sind mehr als 4,6 Mio. Euro den archäologischen Untersuchungen und deren Baubegleitung zuzurechnen. Die Lastenverteilungsplatte und die Wiederherstellung der Straßenoberfläche der Dammstraße schlugen mit ca. 1,4 Mio. Euro zu Buche – und dies alles, obwohl das so aufwendig geschützte Denkmal von außen nicht einmal sichtbar sein wird! Vor Ort sollen Besucher lediglich die wichtigsten Informationen zu dem Bauwerk nachlesen können.
Foto: Nico Steinert
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Kommunen brauchen künftig mehr Mitspracherecht und Handlungsfreiheit beim Umgang mit denkmalschutzrechtlichen Vorgaben, damit der Denkmalschutz praktikabel und alltagstauglich wird. Ziel sollte eine kluge Gesamtabwägung von Aufwand und Nutzen sein.
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