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30.09.2025

Alte Schwimmhalle wird zur Bauruine

Millionendesaster bei der Schwimmhalle geht weiter

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Was ist passiert?

Weißenfels (ST). Die 1969 errichtete Weißenfelser Schwimmhalle wird seit Oktober 2020 saniert und sollte ursprünglich im Oktober 2021 wieder in neuem Glanz erstrahlen. Im Laufe des Jahres 2021 zeigten sich jedoch erste Mängel in der Planung. Bei den Bauarbeiten kam es deshalb immer wieder zu Komplikationen. Dem Planungsbüro, das für die technische Gebäudeausrichtung (Heizung, Lüftung und Sanitär) verantwortlich war, wurde schließlich im Mai 2022 gekündigt. Der geplante Termin für die Inbetriebnahme der Schwimmhalle war – nach zweimaliger Bauzeitverlängerung – der 31.12.2022. Doch daraus wurde nichts. 

Wegen der Fehlplanungen und der Ausführungsmängel ruht die Baustelle jetzt schon jahrelang. Ein Gutachten führte auf mehr als 80 Seiten die umfangreichen Mängel in der Bauplanung und der Bauausführung auf, die sogar ein erhebliches Risiko für die Bausubstanz des Hallenbades darstellen sollen. 

Nach der Schockstarre wurde dem Stadtrat der Stadt Weißenfels im Februar 2024 eine Machbarkeitsstudie und Wirtschaftlichkeitsberechnung zur Neuausrichtung der Bäderlandschaft vorgelegt. Die Fortführung der Sanierung der Schwimmhalle sei demnach die wirtschaftlichste Variante. Hauptgründe dafür waren insbesondere die bereits verbauten rund 3,5 Mio. Euro und die vom Land zugesagten Fördermittel. 

Die angestrebte kurzfristige Wiederaufnahme der Bautätigkeit scheiterte jedoch, da die Grundvoraussetzungen laut Einschätzung der Stadt absehbar nicht gegeben waren. So wurden im Februar 2025, um wenigstens weitere Zinsbelastungen zu vermeiden, die Fördermittel in Höhe von 1,65 Mio. Euro, zuzüglich der schon entstandenen Strafzinsen in Höhe von 243.000 Euro, an das Land zurückgezahlt. Besonders bitter: Um die Rückzahlung überhaupt stemmen zu können, musste dem Sport- und Freizeitbetrieb der Stadt extra ein Trägerdarlehen durch die Stadt Weißenfels in Höhe von 1,3 Mio. Euro zu einem Zinssatz von 3,5 Prozent gewährt werden. 

Im März 2025 hat der Stadtrat dann einen neuen Grundsatzbeschluss gefasst. Nun soll nach Prüfung verschiedener Varianten ein Neubau her. Geschätzte Baukosten: rund 22 Mio. Euro. Mit der Fertigstellung ist wohl nicht vor 2029/2030 zu rechnen.

Dabei ist der Neubau gegenüber den Alternativen die deutlich teuerste Variante. Die Fortführung der Sanierung hätte rund 16 Mio. Euro, ein gleichwertiger Ersatzneubau 14 Mio. Euro gekostet. Als Hauptgrund für ihre Entscheidung, dennoch den teureren Neubau für 22 Mio. Euro anzugehen, nennt die Stadtratsvorlage vom März 2025, dass das Ertragspotenzial pro investierten Euro bei dieser Variante überproportional höher sei. Außerdem könnten die Nutzergruppen, wie z. B. Wassersportvereine, nicht nur ihren Bedarf decken, sondern sogar mehr Angebote unterbreiten. „Aus den genannten Feststellungen kann nur der Neubau einer bedarfsgerechten Schwimmhalle […] empfohlen werden“, so die Verwaltung in der Sitzungsvorlage für den Stadtrat. Außerdem hofft die Stadt wieder auf neue Fördermittel vom Land.

Bereits im Schwarzbuch 2023/24 hatte der Bund der Steuerzahler kritisiert, dass die Sanierung krachend gescheitert ist. Diese Einschätzung lässt sich nicht nur mit den bereits verbauten und endgültig verlorenen rund 3,5 Mio. Euro am alten Standort begründen. Besonders misslich ist, dass wegen unklarer Abläufe und der eigenen Fehler der Stadt kaum Hoffnung auf die Durchsetzung von Regressforderungen besteht. Zusätzlich wird der irgendwann anstehende Abriss der entstandenen Bauruine Geld kosten. Und erfahrungsgemäß wird es bis zur endgültigen Fertigstellung des Neubaus bei den jetzt geschätzten 22 Mio. Euro nicht bleiben.

Der neue Stadtratsbeschluss ist zwar für die potenziellen Nutzer des Schwimmbads erfreulich, für die Steuerzahler aber wegen der finanziellen Folgen nur schwer nachzuvollziehen. Etwas mehr Bescheidenheit bei der Auswahl der Varianten hätte der Stadt Weißenfels gutgetan, zumal die jetzt deklarierten Nutzeranforderungen für eine „bedarfsgerechte Schwimmhalle“ auch schon vorher bekannt gewesen sein dürften.

Letztlich bleibt dort nur die Hoffnung auf neue Fördermittel des Landes – und damit auf eine weitere Finanzierung durch die Steuerzahler. Für den Neubau des Schwimmbades werden die Bürger, auch ohne eventuelle Fördermittelzuschüsse, sicherlich mit Einschränkungen bei anderen Maßnahmen und bei den freiwilligen Leistungen der Stadt Weißenfels rechnen müssen.

Foto: Bund der Steuerzahler Sachsen-Anhalt e. V.

Der Bund der Steuerzahler kritisiert

Die Stadt muss den Neustart für eine größere und schönere Schwimmhalle teuer bezahlen. Die Steuerzahler müssen nicht nur mit rund 3,5 Mio. Euro für den Totalschaden wegen der gescheiterten Sanierung aufkommen. Jetzt sollen sie auch noch mehr als 20 Mio. Euro für einen Neubau hinblättern. Besonders schlimm: Wieder einmal kann für Planungsfehler niemand verantwortlich gemacht werden. Ausbaden muss das Ganze der Steuerzahler.

Fragen an den Autor

Autor des Artikels

Ralf Seibicke

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Bemerkungen :

  • user
    Lutz Lange 01/10/2025 um 15:10

    Tja wie bei jeder Steuerhelferverschwendung werden natürlich KEINE Köpfe rollen.Aber wehe dem der die Steuern nicht pünklich zahlt